Bei unserem Expertenfrühstück zum Thema „Zukunft der IT“ in Wien durften wir mehr als 100 Gäste begrüßen. Ziel war es, verschiedene Möglichkeiten & Chancen aufzuzeigen, die sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Blockchain, User Experience und vielen weiteren neuen Themen ergeben.
Zunächst nahm uns Dietmar Dahmen, Zukunftsexperte und hoch motivierender Visionär, in seiner Keynote mit auf eine Reise durch das Themenuniversum „Wandel, Innovation und Zukunft in 20 Jahren“. Anschließend erlaubten uns vier Gastredner unserer Kunden – Flughafen Wien, PORR, Österreichische Post, Österreichische Lotterie – einen Einblick in jeweils ihre IT der Zukunft.
Wir nutzten diese Gelegenheit zu einem Interview mit Susanne Ebm, Leiterin der Abteilung Informationssysteme vom Flughafen Wien. Sie berichtet, wie die Digitalisierung nicht nur die Aviation Branche generell, sondern auch das individuelle Reiseerlebnis an sich, verändern wird. Lesen Sie im folgenden Interview, wie der Flughafen Wien dem technologischen Fortschritt begegnet, wie sich dieser auf Kundenerwartungen sowie auch auf den „way of working“ auswirkt und welche Empfehlungen Susanne Ebm anderen Unternehmen in punkto Digital Enterprise weitergibt.
Interview mit Susanne Ebm, Flughafen Wien
1. Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Natural Language Processing, Blockchain, IoT: Alles nur Buzzwords oder sind diese Services und Technologien der Schlüssel in die Welt der Zukunft?
Ich würde sogar behaupten, dass die oben angeführten Technologien in der Realität angekommen sind und bereits tiefgreifende Veränderungen initiiert haben. Diese Entwicklungen eröffnen bislang ungeahnte Möglichkeiten und fordern ein Überdenken bestehender Strukturen, Prozesse und Business Modelle.
2. Wo sehen Sie in Ihrem Themenbereich die bedeutendsten Chancen und was wird für Ihre Branche wohl die größte Herausforderung sein in Zusammenhang mit diesem rasanten technologischen Fortschritt?
Biometrische Identifikationsmöglichkeiten, künstliche Intelligenz und Blockchain können in der Zukunft die gesamte Passenger Journey grundlegend verändern und das nicht nur für sich betrachtet sondern vor allem in Kombination. Die Herausforderung liegt in der Schaffung von Branchenstandards in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Gesetzgebern.
3. Auf welche neuen Technologien setzen Sie in Ihrem Unternehmen in naher Zukunft?
Wir beschäftigen uns u.a. mit intelligenter Videoanalyse und biometrischen Verfahren zur Identitätsfeststellung.
4. Parallel zu den neuen Möglichkeiten entwickeln sich auch die Kundenerwartungen und –anforderungen mit. Merken Sie dies bereits und wenn ja in welchen Bereichen?
Unsere Kunden erwarten mehr denn je ein nahtloses und homogenes Reiseerlebnis. So zeigt eine weltweite IATA-Umfrage mit knapp 11.000 Teilnehmern, dass etwa 64% der Passagiere eine digitale biometrische Identität zur Wiederverwendung in sämtlichen Prozessschritten bevorzugen würden.
5. Stichwort „way of working“: Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft bei Ihnen im Unternehmen aus, die Zusammenarbeit in und mit Teams, die Rollenaufteilung?
Die heranwachsende Generation stellt neue Maßstäbe in der Erwartungshaltung an tägliche Arbeitsabläufe. Der weitere Ausbau digitaler Kommunikations- und Kollaborationsplattformen sowie die Automatisierung wiederkehrender Prozesse spielen eine zentrale Rolle. Vor allem durch die Weitläufigkeit der Airport Region schaffen wir dadurch eine räumliche Entkopplung der täglichen Zusammenarbeit.
Um das Potential der Digitalisierung ausschöpfen zu können ist eine agile Struktur erforderlich welche es erlaubt rasch auf Kundenanforderungen oder Digitalisierungsmöglichkeiten zur reagieren ohne die Stabilität des täglichen Betriebs zu gefährden.
Die Nutzung des Digitalisierungspotentials führt zu zunehmender Relevanz von IKT-Komponenten im Anlagenbau wodurch operative Anlagen wie bspw. eine Gepäckförderanlage in IKT-Prozesse integriert werden müssen. Mitarbeiter mit IKT-Qualifikation werden daher künftig eine noch wichtigere Rolle in allen Unternehmensbereichen spielen.
6. Digitalisierung ist ein weitfassender Begriff. Haben Sie einen Rat für andere Unternehmen, wo man beginnen kann, wenn man sich hin zu einer Digital Enterprise entwickeln möchte?
Um die Möglichkeiten der Digitalisierung umsetzen zu können, ist zunächst eine stabile IT-Basis als Fundament erforderlich. Zudem ist aus meiner Sicht wesentlich, dass Organisation und Prozesse kundenzentriert aufgestellt werden, da sämtliche Tätigkeiten einen Beitrag zur Kundenzufriedenheit leisten müssen.
Dazu ist es notwendig in der IT Know-how zu den Business Prozessen der Kunden aufzubauen und als kompetenter und lösungsorientierter Business-Partner aufzutreten.
Diese Voraussetzungen bieten die Möglichkeit die Herausforderungen und Entwicklungen des Business zu verstehen und gemeinsam mit den Kunden optimale Digitalisierungsstrategien zu erarbeiten.
7. Wo sehen Sie sich in 20 Jahren?
Gute Frage! In 20 Jahren bin ich hoffentlich weiterhin mit spannenden Themen und Herausforderungen beschäftigt. Die IT unterliegt derzeit einem Wandel in der Wahrnehmung und nimmt einen immer größeren Stellenwert in der erfolgreichen strategischen Unternehmensausrichtung ein. Für mich zeichnen sich dadurch auch in Zukunft maßgebliche Gestaltungsspielräume.
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Frau Ebm!
Über Susanne Ebm
Nach dem Studium der Technischen Mathematik an der TU Wien mit Schwerpunkt Informatik war Susanne Ebm als Projektleiterin in einem großen österreichischen Versicherungsunternehmen tätig. Seit knapp 10 Jahren arbeitet sie in unterschiedlichen Position am Flughafen Wien, u.a. Leitung der Softwareentwicklung und verantwortete die Abwicklung von großen IT-Projekten. Seit 2013 ist sie dort IT-Leiterin; neben Reorganisation ist ein aktueller Schwerpunkt „Digitalisierung“.
Aviation, Events, Digitale Transformation, Digitalisierung